Guerilla Gardening:
„Bewaffnet mit Spaten und Samen“, die Welt erobern …
… lautet die Devise der heimlichen Gärtner, die ungenutzte Freiflächen mit viel Ausdauer und Fleiß begrünen, ohne jedoch im Besitz einer Genehmigung zu sein.
Viele Guerilla-Gärtner sind frustriert über die lust- und fantasielos bepflanzten Beete in ihrer Wohngegend. Brachliegende Baulücken oder Verkehrsinseln, die mehr einer Müllhalde ähneln als eine Wohltat für den Betrachter darstellen.
Dabei sind die Gegend und damit auch das Aussehen der Wohngegend zugleich ein Aushängeschild für einen selbst. Gepflegte Ober- oder Mittelschicht oder doch eher im sozialen Brennpunkt. So wie man es sauber, gemütlich und irgendwie nett in der Wohnung oder im Haus haben will, so sollte es doch auch vor der Tür, im Wohnquartier oder in der Stadt aussehen. Neben Zierpflanzen werden aber auch oft Gemüsepflanzen angebaut und so entstehen im Laufe der Zeit über die gesamte Stadt verstreut recht kunterbunte Gärtchen. Die Urväter und Mütter der Guerilla-Gardening-Bewegung haben vermutlich ähnlich gedacht. Die Untätigkeit oder das geringe Budget der zuständigen Stadtverwaltung oder das nicht vorhandene Interesse der eigentlichen Besitzer haben sie dazu ermutigt, einfach selbst Hand anzulegen. Zumeist musste zuerst der Müll entfernt werden, bevor sie mit Spaten, Pflanzen und Samen ihre Arbeit fortsetzen konnten.
Nach und nach, mit viel Ausdauer und Geduld sind blühende Gärtchen entstanden und manche trostlose Gegend ist durch ihre Arbeit erst richtig attraktiv geworden. Einige solcher Gärten haben sich im Laufe der Zeit zu richtigen Vorzeigeprojekten entwickelt und zahlreiche freiwillige Helfer tragen nun offiziell zum Fortbestand dieser bei (z. B. Liz Christy Garden, NY). Das größte Problem für diese geheimen Gärtner ist, dass sie keine offizielle Genehmigung des rechtmäßigen Besitzers oder der Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung besitzen, die ihnen das Gärtnern erlaubt. Um dennoch unentdeckt ihrer Arbeit nachgehen zu können, verlegen sie ihre Aktivitäten in die Nachtstunden. Oder aber sie basteln kleine Saatbomben, die sie während eines Spaziergangs unauffällig fallen lassen können.
Spaziert man mit offenen Augen durch die Dörfer und Städte, fallen einem immer wieder kleine Beete auf, die nicht den Normen der Bepflanzungskonzepte der Stadtgärtnerei entsprechen oder die das ABC der Architekten (Asphalt Beton und Cotoneaster) durchbrechen und fröhliche Farbtupfer setzen. Das Ganze ist nicht ganz legal, aber vermutlich immer noch besser als mit Zigarettenstummeln, Getränkedosen und Hundekot verschmutzte Flächen.
Dipl.-Ing. der Landschaftsarchitektur
Nadine Weirich