Samenbau 4: Das Radieschen
Botanik
Das Radieschen gehört zur großen Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und ist zusammen mit seinem „großen Bruder“ dem Rettich nicht nur mit den verschiedenen Kohl- und Rübenarten verwandt sondern auch mit Kresse, Rukola, Senf u. a.
Als einjährige Pflanze schießt es schon im Jahr der Aussaat in Saat und bildet dann Schoten, in denen die Samen enthalten sind. Da das Radieschen ein Fremdbefruchter ist und von Insekten bestäubt wird, kann es sich mit anderen Radieschen- aber auch mit Rettichsorten verkreuzen, wodurch dann die Sortenreinheit und -qualität verloren geht. Um solche Sortenverkreuzungen zu vermeiden, muss man entweder dafür sorgen, dass nur eine Radieschen- oder Rettichsorte im Umkreis von etwa 500 m blüht, oder aber Techniken der Isolierung mit Fliegennetzen anwenden, die allerdings eher den gut ausgerüsteten Kennern vorbehalten sind.
Samenbau
Für den Samenbau werden die ersten Frühlingssätze gewählt, da diese bis zum Herbst sicher zur Samenreife kommen werden. Hier macht man sich den Tatbestand zunutze, dass Radieschen zu den Langtagpflanzen gehören, die, wenn die Tage zum Sommer hin länger werden, recht schnell in Saat gehen. Interessant wird die Sache, wenn man es schafft die schönsten Radieschen als Samenträger auszuwählen, die dazu auch noch als letzte schießen.
Dafür könnte man sogar die Radieschen erst einmal ernten und dann die schönsten aussuchen, um sie hinterher wieder einzupflanzen. Das geht aber nur, wenn man danach ein paar Blätter zur Verminderung der Verdunstungsfläche entfernt und dann die Radieschen ausgiebig wässert und ein paar Tage schattiert, damit sie gut wieder anwachsen können.
Kultur
Wenn die Radieschen in die Höhe gehen und sich viele verzweigte Blütentriebe ausbilden, besteht auch schnell die Gefahr, dass die Stiele und Triebe der Pflanzen umknicken. Daher sollten möglichst früh Stützvorrichtungen installiert werden, z. B. Holzlatten mit Bändern. Radieschen- Samenträger können bis zu 2 m hoch und ziemlich buschig werden; dementsprechend müssen die Stützvorrichtungen „mitwachsen“.
Auch wenn die Radieschen schon im frühen Sommer die ersten Blüten treiben, dauert ihre Blütezeit bis in den Herbst hinein. Da die Pflanzen bis zum Schluss immer wieder neue Blüten bilden, ist somit auch der Reifezeitpunkt der Samen nicht einheitlich.
Trocknung, Extraktion und Reinigung
Die Radieschen-Samenträger sollten im Herbst geerntet werden, bevor die Tage zu kurz und die Nächte zu feucht werden, sonst wird man Schwierigkeiten mit der Trocknung und der Extraktion haben.
Am besten ist es die Samenträger auszureißen, wenn die meisten Schoten ihre grüne Farbe verloren haben. Danach kann man entweder die ganzen Mutterpflanzen zum Trocknen hängen oder aber zunächst einmal die Schoten von den Trieben abstreifen und dann nur diese zum Trocknen legen. Wenn die Schoten nicht schnell genug trocknen, kann es passieren, dass die Samen im Innern zu schimmeln anfangen, und auch nur wenn die Schoten wirklich trocken sind, kann man sie gut zerdrücken, um die Samen zu extrahieren.
Zur Samenextraktion kann man entweder eine Teigrolle benutzen (Achtung: nicht zu festdrücken, sonst werden die Samen beschädigt!) oder einen Kübel, in dem man die Schoten mit den Füßen zertritt.
Danach werden Schotenreste und Samen mit Sieben voneinander getrennt. Interessant ist es dabei auch in einem Reinigungsgang die Samen zu kalibrieren, indem man ein Sieb mit einer Maschengröße wählt, die die kleinen und auch die beschädigten Samen durchlässt und nur die größeren Samen zurückhält.
Ein kleiner Tipp: Falls die Radieschen-Schoten zu weich zum Zerdrücken sein sollten und man die Samen nur schwerlich aus ihnen herausholen kann, ist es möglich die Schoten kurzfristig einzufrieren (Tiefkühltruhe benutzen oder im Winter in einer gut verschlossenen Plastiktüte in den Frost legen). Im hartgefrorenen Zustand zerbröseln sie dann recht leicht.
Samenqualität und –lagerung
Die Samenfarbe von Radieschen eines Satzes kann unterschiedliche Töne von Ocker über Rotbraun bis hin zu Graubraun aufweisen. Samen, die eine Palette von weißgrau über dunkelgrau bis hin zu schwarz zeigen, sind wahrscheinlich von Schimmelpilzen verdorben.
Eine gute Keimrate bei Radieschen fängt ab 80% an. Wenn die Samen eines Jahrgangs kühl, dunkel und trocken gelagert werden, behalten sie mindestens über drei bis vier Jahre eine gute Keimfähigkeit. Da Radieschen direkt und somit oft zu dicht gesät werden, kann man aber auch älteres Saatgut mit einer Keimrate um die 50% noch gut benutzen.
Frank Adams (SEED)