Überraschung mit Schopflilie

Jeder Garten steckt voller Überraschungen, auch meiner. Das verdanke ich unter anderem der Schopflilie, einem Zwiebelgewächs aus Südafrika. Diesen Exoten wollte ich ausprobieren nach dem Motto: „Öfter mal was Neues“.

Schon manche Pflanze kam aus Südafrika zu uns und zeigte sich ziemlich umgänglich immer nach ungefähr demselben Muster: Pflanzung der Zwiebeln im Frühjahr an einen sonnigen, warmen, etwas geschützten Platz in gute, nährstoffreiche, humose Erde, wachsen und blühen lassen, im Herbst aufnehmen, kühl, aber frostfrei überwintern oder als Kübelpflanze ziehen, Topf im Sommer draußen einsenken, die Zwiebeln im Topf überwintern.

Jedenfalls machten sich die Zwiebeln nach Pflanzung im April ganz gut, in diesem Fall waren es Exemplare der Art Eucomis punctata mit riemenförmigen Blättern, dunkel geflecktem Stiel und stattlichem, gut 30 cm langem Blütenstand bestehend aus dicht gedrängt sitzenden etwa 1 cm großen, cremeweißen bis gelblichgrünen, rotbraun gerandeten Blüten, die lange halten, ehe sie vergehen. Dieses Vergehen ist bei Schopflilien etwas ganz anderes als das sonstige Welken von Blüten. Da schlappt nichts, da welkt nichts, da verblasst nichts, sondern alles behält seine Farbe und es entstehen Samen.

Es wäre schade, so einen in Schönheit sich vollendenden Vorgang abzubrechen. Man lässt die Schäfte stehen und hat weiter Freude am Fortgang. Das dauert viele Wochen, bis im Herbst nun wirklich geräumt wird.

Folgt man den Pflegehinweisen, nimmt man vor dem ersten Frost die Zwiebeln aus der Erde, vorsichtig wegen der etwas zerbrechlichen Wurzeln, topft sie in lockere Erde, hält sie bei etwa 10 Grad und gießt nur äußerst selten. Die Erde sollte nicht ganz austrocknen. Das alles, um die nicht winterharten Zwiebeln unter Dach und Fach durch den Winter zu bringen.

Wenn jedoch Schopflilien an einem geschützten, warmen Platz zum Beispiel vor einer Hausmauer stehen, wo es außerdem vergleichsweise trocken ist, erlebt man eben eine dieser schönen Überraschungen mit Pflanzen im Garten.

Einige der Zwiebeln übersah ich beim herbstlichen Eintopfen und vergaß sie die nächsten zwei bis drei Jahre, zumal sie ein bisschen versteckt standen. Und dann kamen sie zum Vorschein, ganz von allein, hatten kalte und weniger kalte Winter überstanden, feierten Wiedersehen mit guter Blüte. Damit diese nach Überwinterung im Freien noch besser würde, verbesserte ich die Erde, machte sie humoser und nährstoffreicher. Vor dem Winter breitete ich nur etwas Herbstlaub und ein paar Fichtenzweige darüber.

Ilse Jaehner

 

 

 

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